(Foto: Wehrpass Karl-Heinz Beisel)
Die Geschichte spielt in der Zeit, in der unsere Bundeswehr noch eine Wehrpflichtarmee war. Zum Quartalsbeginn traten Wehrpflichtige und Freiwillige auf Grundlage eines Einberufungsbescheides ihren Dienst an. Zumeist erfolgte die Anreise mit dem Zug. Der aufnehmende Verband stellte einen Fahrdienst vom Bahnhof zur Kaserne, in der Regel ein Pritschen-LKW mit Plane und Spriegel. In der Kaserne angekommen, warteten vor den Kompaniegebäuden die Unteroffiziere an Schreibtischen, um die Rekruten in Empfang zu nehmen. Es erfolgte ein Abgleich der einzelnen Einberufungen und den Listen des Ausbildungsverbandes.
Die Luftlandebrigade 25 hatte mit Nagold und Böblingen zwei Standorte, wobei unser Bataillon von Böblingen bald in die nagelneue Graf-Zeppelin-Kaserne nach Calw verlegt wurde. Wir befinden uns also am Meldekopf des FschJgBtl 251 in der nach Oberst Eberhard Wildermuth benannten Kaserne in Böblingen. Auf der einen Seite des Schreibtisches stehen in Reihe die neuen Rekruten – auf der anderen Seite hat Feldwebel Horst Sawall (einst Bundesgrenzschutz, danach Fallschirmjäger, zuletzt Hauptmann und Leiter der Fahrschule am Standort Calw) Stellung bezogen.
„NAME?“ war sogleich die erste Frage, die dem Rekrut in Lautstärke und Eindeutigkeit klarmachte, das er hier wirklich bei den Fallschirmjägern war. Brav wurde die Frage wahrheitsgemäß und vollständig beantwortet.
„CALW ODER NAGOLD?“ schallte Feldwebel Sawall den Rekrut an, wobei die Frage zunächst Ratlosigkeit beim Rekruten auslöste. Was meint er: Geburtsort? – Bahnhof? – … vielleicht meint er den Einberufungsort. Aber Moment, ich bin in Böblingen. „Böblingen“ antwortete unser Rekrut, was den Feldwebel dazu veranlasste, seinen Blick von der Liste auf den jungen Mann zu richten.
„CALW ODER NAGOLD?“ wiederholte Sawall seine Frage, nun in die Augen des Rekruten blickend. Gut, dachte der, Böblingen steht nicht zur Auswahl -warum auch immer- es muss also entweder Calw oder Nagold sein. Ein kurzer Blick auf den Einberufungbescheid: da stehts doch, Böblingen. „Böblingen“ war erneut die Antwort, er war sich jetzt sicher.
„CALW ODER NAGOLD?“ – Gut, der Feldwebel hätte an dieser Stelle hinzufügen können, dass er vom Rekruten wissen wollte, ob dieser im Anschluß an die Grundausbildung in Böblingen zur Stammeinheit an den Standort Calw oder nach Nagold versetzt werden möchte. Die Situation war jedoch soweit eskaliert, dass es keine weitere Nachfrage geben würde. Der Rekrut beurteile seine Lage:
a) In Böblingen kann ich wohl nicht bleiben – kein Problem
b) Nagold: Ausbildungskompanie 3/9, der Schleifer von Nagold, Eisberg – nee
c) Calw: keine Ahnung – dann eben Calw.
„CALW“ war nun seine Antwort. Na also, das kann nicht falsch gewesen sein, dachte sich der Rekrut. Das wäre ja dann geklärt. Falsch, er stand vor einem „alten Fuchs“ und Menschenkenner. Sawall hatte die Überlegungen des jungen Jägers in seinen Augen mitgelesen. Er begann auf seiner Liste zu schreiben, setzte abschließend laut und deutlich einen Punkt auf das Papier, schaute den Rekruten eine Weile an und beendete die Befragung mit den Worten:
„Nagold – Wegtreten“.
Jahre später wurde der Rekrut am Standort Calw Berufsoldat, war Zugführer einer Jägerkompanie und im Anschluss 10 Jahre Kompaniefeldwebel.
In Gedenken an
Horst Sawall
Hauptmann a.D.
* 11. August 1937
† 28. Dezember 2016
Oberstabsfeldwebel Sawall begrüßte uns am 15.8.1966 in Nagold mit den Worten.“ wenn ich lache, lacht der Teufel“. Das hat uns damals schon beeindruckt. Seine Lautstärke war phänomenal, er brauchte keinen Lautsprecher. Er war ein zuverlässiger Kamerad. Mich frotzelte er immer: “ dem Herrn Offiziersanwärterlehrling ist das wohl nicht fein genug?“.
Es tat mir in der Seele weh, als ich ihn 1969/70 in Calw wieder traf. Er war als Hauptstabsfeldwebel zum Leutnant befördert worden. Das passte ihm gar nicht. Er war der General der Unteroffiziere. Wie ich gelesen habe wurde er Hauptmann, das ist schön.
„Ein feiner Kerl in rauer Schale“
Das trifft auf Hptm.Horst SAWALL (Krawall 🙂 100% zu.
Habe meinen BW-Führerschein bei ihm und Oberleutnant Paul gemacht.
War in der 1/251 in Calw, Kompaniechef damals Major Günzel
War danach 9 Monate (1976-1977) Fahrer von Oberstleutnant Dieter Dietrich, Calw
Horst Sawall, war ein außergewöhnlicher Kamerad. Meine Dienstzeit habe ich 1973-1974 in Nagold geleistet. Horst habe ich auf einer, meiner 13 Wehrübungen in Calw erleben dürfen. Was mich wundert, dass keiner seinen Namen, nämlich Bongo kennt. Er rief immer, wer bin ich, und alle riefen Bongo zurück. Das waren noch Zeiten. Feldwebel d.R. Krappmann
Hallo Kameraden aller Dienstgrade und Dienstzeiten!
Stichwort „Sawi“( Hptm.Horst SAWALL ) erinnert mich noch immer lebhaft an seine legendären „Meldungen“ am Telefon: „SieraAlphaWhiskyAlphaLimaLima“ oder „Fahrschule,Gefreiter Häberle“. Oder seine „direkten Schreibefehle “ aus einem Fahrschulgebäudefenster in Richtung Inst.-Bereich an „seine“ Kfz-reinigenden
Fahrschüler.
Mein Eindruck damals: Ein feiner Kerl in rauer Schale.Und gute Leute unter sich.So wie SU Reinhard KUNDE (Dauersieger beim Bataillonslauf), der mir zu C/E und D(eingeränkt)verhalf.
War 10/77-07/79 plus Wehrübung in der 1./251 SanGrp als SaZ 2 vom SanS bis zum OFR (ROA ),zuletzt Sanitätsgruppenführer mit super Kameraden und zwei klasse wehrpflichtigen Stabsärzten,
Dr.Thomas SAYER und Dr.WINKLER.
Dr.Michael Häußler,Facharzt für Allgemeinmedizin
P.S.: Hervorragende Website , Dank an die Initiatoren !!
Mit Lt Sawall – manche sprachen den Namen auch liebevoll oder ehrfürchtig etwas anders aus (Krawall) – als Sozius bei der Fahrschulprüfung „A“ mit der Herkules auf dem StOÜbPl CW durchs Gelände, war ein Erlebnis!