Fernmeldetechnik

FM Gruppe bereit zum Abmarsch: oben Oberfeldwebel “Dirty Harry” Harald Dettenborn links SU Walter Piening

“Die Aufgaben der Truppenfernmelder sind das Herstellen und Betreiben von Funk- und Fernsprechverbindungen sowie das Bereitstellen und die Wartung der technischen Kommunikationsausstattung. “

Die Truppenfernmelder unseres Bataillons (FM-Grp 1./251) stellte die befohlenen Verbindungen des Bataillons zu seinen unterstellten Truppenteilen, zu den Nachbarn sowie zum vorgesetzten Truppenteil her. Dies war als Feldkabel- oder Sprechfunkverbindung möglich. Für eine verschlüsselte Verbindung wurde entsprechende Technik vorgehalten. Darüber hinaus wurden Fernmelder zur Sicherung des Gefechtsstands eingesetzt.

Dazu gab es noch den Fliegerleittrupp, auch TACP-Trupp (Tactical Air Control Party). Geräte waren in den 80er Jahren vorhanden, aber nur noch theoretisch betrieben. Letzter bekannter TACP war SU Kaupat 1979. Bis in die 70er Jahre war die Zusammenarbeit mit den Jagdbombern obligatorisch. Aufgabe des TACP war, den Piloten vom Boden aus ins Ziel zu führen. Besondere Freude bereitete es der Truppe (Erkundergruppe, Feldkanonenzug), sich vor den Piloten zu verstecken, was meistens gelang. Da wurde aus allen Rohren auf die F4-Phantom oder F104 Starfighter gefeuert (natürlich mit Üb-Munition).


Disziplinarisch war die FM-Grp der 1. Kompanie zugeordnet, der Fachvorgesetzte war der FM-Offz des Bataillons.

Mit dem FM-Offz LLBrig 25 (Major Spiekermann – 1985) trafen sich die Truppenfernmelder der Brigade jährlich auf der Burg Alt-Eberstein in Ebersteinburg (Baden-Baden) zur Weiterbildung. Bis 1980 wurde die Prinz-Eugen-Hütte in Mitteltal genutzt. Man kannte sich nicht nur vom Funk!


Bekannte FM-Gruppenführer:
Lt Ohnesorge (1962 – 1965)
FW Weiand (1967 – 1969)
SU Sachse (1972 – 1974)
OF Horntasch (1978 – 1982)
OF Harald Dettenborn (1982 – 1996)





Feldkabel

Der Feldkabelbautrupp bestand aus einem Unteroffizier und 2 Mannschaftsdienstgraden. Ihr Fahrzeug war ein VW Iltis als 3-Sitzer, da man im Fahrzeug den Feldkabelrüstsatz unterbringen musste. Optisches Erkennungszeichen war die Aufnahme für eine Warn-Rundumleuchte (Gelb) auf der Fahrerseite, denn das langsame Verlegen des Feldkabels vom Fahrzeug musste verkehrssicher erfolgen.

Geräte zur Vermittlung, Feldfernsprecher, Feldkabel Abspulgerät, Drahtgabel, Werkzeug, Batterien, und ein Arsenal von Feldkabeltrommeln á 800 m feinstes Feldkabel gehörten zur Ausstattung.

Meist wurde während Übungen auf den Einsatz von Feldkabel verzichtet, da die Truppenteile sehr beweglich waren. Erst wenn das Halten von Positionen sich abzeichnete, wurde auch schon mal eine Feldkabelverbindung hergestellt.

Auf Truppenübungsplätzen und auf Schießbahnen war der Einsatz einer Vermittlung und das Mitführen von Feldfernsprechern FF 54 OB/ZB (Orts- Zentralbetrieb) obligatorisch.

VW Iltis Feldkabelbautrupp
Feldfernsprechern FF 54 OB/ZB
FSP Vermittlung 10/OB

Sprechfunk

Die übliche Art der Verbindung, und somit das Führungsmittel, war der Sprechfunk. Je nach Lage waren auch Kradmelder oder auch Melder zu Fuß im Einsatz.

Ein Funktrupp bestand aus einem FM-Uffz mit zwei Mannschaftsdienstgraden. Der Funktrupp 1 wurde vom FM-GrpFhr, einem Feldwebel, geführt. Der Funktrupp richtete nach Erreichen des Einsatzraumes in unmittelbarer Nähe des Bataillonsgefechtsstandes die Funkstelle ein. Er meldete meist wenige Minuten nach Eintreffen dem S3-Feldwebel “Betriebsbereitschaft hergestellt”. Kurze Zeit später übergab ein Fernmelder ein oder zwei (abhängig davon, wieviele Funkkreise betrieben wurden) FBG (Fernbediengerät) mit Handapparat dem S3-Feldwebel, welches durch Feldkabel mit dem Funkgerät verbunden war.

Zur FM-Grp gehörten drei Funktrupps auf Kraka. Zum FM-Rüstsatz auf KRAKA gehörte ein großer Staukasten. Hinter dem Staukasten waren 2 SEM 25 (2 Funkkreise, Btl und Brig) und entsprechend 2 Stabantennen verbaut.

Auf einem KRAKA der FM-Gruppe, Fliegerleittrupp, war ein SEM 25 und ein EM 20 verbaut. Dieser Kraka blieb bei Übungen meist am Standort.

Im Einsatz war die SEM Gerätereihe SEM 25, 35, 52 EM 20. Die auf den Fotos erkennbare “Antenne Standbetrieb” konnte sowohl am Fahrzeug als auch abgesetzt aufgebaut werden. Zudem führte jeder Trupp einen mit Benzingemisch betriebenen Stromerzeuger (Moppel) mit. Nicht nur die Antenne, der ganze FM-Trp konnte abgesetzt auf 800m Distanz zum Gefechtsstand, sozusagen mit analogem Remote, betrieben werden. Nur zur Kontrolle oder zum Frequenzwechsel musste man an den Funktrupp laufen. Der abgesetzte Funktrupp war, wie auch die Feldkabel-Leitung, natürlich ein beliebtes Angriffsziel für Jagdkommandos.

Grundsätzlich kann man sagen, dass die Btl-FM Gruppe eine Verbindung SEM 25 zur Brigade bzw. zur übergeordneten Einheit betreiben musste. Auf dem zweiten SEM 25 wurde der Btl-Funkkreis zur Verbindung mit den Kompanien betrieben.

Die Kompaniechefs hatten in ihren Führungsfahrzeugen (VW Iltis) zur Verbindung mit dem Btl ein SEM 25 verbaut. Die Funkverbindung im Kompanie-Funkkreis zu den Zügen wurde mit SEM 35 hergestellt.

Die Zugführer waren mit SEM 35 ausgestattet, welches mobil, als auch fest im Führungsfahrzeug, einsetzbar war.

Auf Gruppenführer Ebene war das SEM 52 im Einsatz.

Gesprochen wurde nicht vollständig im Klartext, sondern Begriffe, Einheiten und Koordinaten wurden kodiert. Dazu hatten alle Endstellen mehrere “Sprechtafeln”. Durch den FM-Offz wurden diese Sprechtafeln erstellt und verteilt. Eine Sprechtafel wurde kontinuierlich gewechselt, spätestens wenn der Gegner durchblickte. Mit der Sprechtafel konnte sich jeder Funkteilnehmer “authentifizieren”, also der Gegenstelle beweisen, dass man die gleiche Sprechtafel hatte.

Beispiel: Abfrage-Antwort-Authentifizierung durch das Bataillon (Rufname: DONNER) an die 2. Kompanie (PALAST)

“PALAST hier DONNER, wie lautet Authentifizierung für ZULU, kommen.” –

Eine richtige Antwort wäre nach der abgebildeten Sprechtafel: “DONNER, Hier PALAST, Authentifizierung für ZULU lautet: VICTOR-CHARLIE, ECHO-DELTA, MIKE-VICTOR, kommen.”

Wie bitte? Kein Problem:

1. aus dem Numeral-Code die Koordinaten für einen beliebigen Buchstaben (hier A) aus dem eigenen Rufnamen wählen
PALAST = VICTOR-CHARLIE

2. aus dem Authentisierungs-Code die Koordinate für das Buchstabenpaar “AZ” ermitteln A LPHA / Z ULU = 3 6

3. Schleierung für 36 aus Numeral-Code (mehrere Möglichkeiten):
3 = ECHO – DELTA (oder LIMA-PAPA, …)
6 = MIKE – VICTOR (oder SIERRA-PAPA, …)

“Hier DONNER, verstanden Ende”

ganz einfach, oder?


(Taschenkarte Nr. 9 “Fernmeldedienst aller Truppen”)

Foto: netzfund, KRAKA mit Rüstdatz Funk Anm.: Erdnagel fehlt!! Rundumleuchte war nicht verbaut, Taktisches Zeichen falsch (1. Kompanie)
Beispiel Sprechtafel (aus Taschenkarte Nr. 9 Fernmeldedienst aller Truppen)
FBG – Fernbediengerät

Geräte der 1. Generation

PRC 6 -die Banane-
PRC 6 -die Banane
Sender-Empfänger RT-66/GRC mit Batterieeinheit PP-112/GRC

Das Handfunkgerät PRC 6 -die Banane- war das damalige Standardgerät für die Einzelgruppe im Kompaniezug. Diese Geräte funkten alle auf einem gemeinsamen Funkkanal, da war Funkdisziplin angesagt.

Aus diesem Grund wurde im Lizenznachbau -Deutsche Firma- etwa um 1963 das PRC 6/6 hergestellt. Das neue Gerät war in allen Details und Funktionen identisch, allerdings mit einer 6 Kanal Kanalumschaltung ausgerüstet, das machte die Kommunikation innerhalb eines Btl einfacher und störungsfreier.

Das Tornisterfunkgerät PRC 10 hatte eine variable Frequenzeinstellung und eine stärkere Sendeleistung und konnte auch mit verschiedenen Antennen -Reichweite- betrieben werden.

Der Fernmeldezug des Btl war zusätzlich mit einem Kurzwellenfunkgerät Typ GRC 9 ausgerüstet. Dies Gerät war mobil und stationär einsetzbar und wurde mit den unterschiedlichsten Stromversorgungsgeräten ausgerüstet, vom Tretgenerator bis zum Motorgenerator.

Alle damaligen KW-Betriebsarten waren mit diesem Gerät möglich, das Morsen mit der einfachen Morsetaste und der AM-Sprechfunk. Die verwendeten Stabantennen ließen nur geringe Reichweiten zu.

Herbert Krebber hat 1963 Reichweitenversuche mit einer eigenen 5el Yagi Antenne mit Erfolg durchgeführt. Die Bilder zeigen den Standort Hochebene in der Nähe der Eisberg-Kaserne Nagold. Das zweite Fahrzeug der Fernmeldegruppe mit der gleichen Ausrüstung befand sich auf der Schwäbischen Alb. Der Fernmeldeoffizier (Lt Ohnesorge) war begeistert vom dem Ergebnis, es blieb aber leider bei den Tests.

Das Richtfunkgerät Typ FM12/800 kam nur in den Brigaden etc. zum Einsatz, das waren stationäre Funkstrecken, mit Radarschüssel etc.


Geräte der 2. Generation

Foto: netzfund, Antenne standbetrieb (6m)
SEM 35
SEM 25
SEM 52